Kleines Tier mit grossen Ansprüchen ...
... Kaninchen tiergerecht halten!
Gerade beim Kaninchen werden die Grundbedürfnisse oft missachtet, da der Kaninchenhalter entweder falsch aufgeklärt wurde oder ihm die tiergerechte Haltung zu aufwendig ist.
Wer zur tiergerechten Haltung nicht bereit ist, sollte von der Kaninchenanschaffung Abstand halten!
Grundbedürfnisse von Kaninchen:
(egal ob Widder-, Langhaar-, Löwenkopf-, Rex-, Zwerg- oder Gross- und Riesenkaninchen, alle haben die gleichen Grundbedürfnisse)
• hochsoziales Gruppentier
• bewegungsaktiv (hoppeln, Haken schlagen, springen)
• Freude am graben
• schutzsuchende Höhlenbewohner
• nagen ist wichtig
• guter Überblick muss sein
• Ruhephasen
Das sind die groben Grundbedürfnisse von Kaninchen, die sie in konventionellen Käfigen nicht ausleben können. Käfige können nicht tiergerecht eingerichtet werden und sind kein Lebensraum für Kaninchen. Krankheiten und Verhaltensstörungen (am Gitter nagen, scharren in der Ecke, Bissigkeit) sind vorprogrammiert.
-> Verhaltensstörungen/Agression (siehe weiter unten)
Es ist auch nicht damit getan, ein im Käfig lebendes Kaninchen für ein paar Stunden im Zimmer oder im zusammengesteckten Gartenauslauf hoppeln zu lassen.
Tiergerecht ist:
wenn die Tiere 24 Stunden ihren Grundbedürfnissen nachkommen können.
Viel Platz:
für 2 Kaninchen sollten bei Innenhaltung mindestens 2 besser 4 qm und Aussenhaltung mindestens 4 - 6 qm Tag und Nacht zur Verfügung!
Artgenossen:
Kaninchen sind hochsoziale Gruppentiere (siehe das Wildkaninchen) und daher für die Einzelhaltung absolut ungeeignet! Kaninchen müssen also mindestens zu zweit gehalten werden!
(-> siehe Vergesellschaftung)
Wir als Mensch können keinen Artgenossen ersetzen, ebenso wenig ein Meerschweinchen und die Ausrede das es nur in Einzelhaft zahm wird ist absolut illusorisch - Kaninchen bekommen in Einzelhaft Verhaltensstörungen.
Oft wird auch der kleine Käfig (kein Platz) als Ausrede benutzt, um keinen Artgenossen anzschaffen.
Diese Einstellung widerspricht der tiergerechten Haltung.
Agression beim Kaninchen
ist ein Abwehrmechanismus, eine Reaktion auf Einflüsse, Erfahrungen oder Schmerzen. Wir Menschen müssen unsere Kaninchen tiergerecht halten, ernähren und auf den Gesundheitszustand achten um Agressionen von Anfang an zu vermeiden.
Leider setzen sich viele Kaninchenhalter nicht mit der Agression ihrer Tiere auseinander und die einfachste Problembewältigung ist es, die Tiere ins Tierheim abzuschieben. Ich erlebe immer wieder das nach Vergesellschaftung mit einem Artgenossen und die Unterbringung im kaninchengerechten Gehege die Tiere wieder zu netten, zugänglichen Kaninchen aufblühen lässt.
Agression gegenüber dem Menschen
Angriff im Käfig
Kaninchen fühlen sich im Käfig bedroht. Meist steht dieser auf dem Boden und wir greifen von oben rein. Da das Kaninchen als Fluchttier nicht ausweichen kann, ist Angriff die beste Verteidigung - reiner Selbstschutz und oft pure Verzweiflung.
Unterforderung/Platzmangel
Kaninchen die am Gitter nagen - gar rütteln, ihre Näpfe durch die Gegend schmeissen, stereotypisch im Käfig hin und her "weben", etc. sind völlig frustiert da sie unterfordert sind.
Der Gegensatz: es gibt Kaninchen die aufgrund ihrer Frustation völlig aufgeben und nur noch faul in der Ecke rum liegen und sich sinnlos vollstopfen, den Käfig gar nicht mehr verlassen wenn die Tür geöffnet wird. Für die meissten Kaninchenhalter besteht kein Grund etwas an dieser Situation zu ändern.
"dem Hoppel gehts gut - der ist satt und zufrieden"
Agression gegenüber Artgenossen
In einer Kaninchengruppe ist es völlig normal das es hier und da zu Streitigkeiten kommt (besten Platz ergattern, Futterneid etc.). jagen und zwicken gehört zum Alltag - bei uns Menschen gibt es ja auch hin und wieder Diskussionen/Meinungsverschiedenheiten.
Allerdings sollten diese alltäglichen Zickereien nicht in eine gesteigerte Agression übergehen. Kaninchen verhalten sich instinktiv älteren/kranken/schwachen Tieren gegenüber agressiv, um sie aus der Gruppe zu vertreiben. Denn diese könnten ja Fressfeinde anziehen und somit die Gruppe gefährden.
(siehe das Wildkaninchen)
Ebenso kann es bei Platzmangel zu erheblichen Agressionen kommen. Kaninchen gehen sich auch schon mal gerne aus dem Weg.
Bei übersteigerter Agression bei Häsinnen, trotz tiergerechter Haltung (hormonell bedingt) kann eine Kastration helfen!
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